8.
Argument: Circustiere sind
keine Gefangenen
Tiere im Circus sind keine Gefangenen und
fühlen sich auch nicht eingesperrt. Die folgenden
Überlegungen zeigen, warum das so ist.
Das, was wir Menschen unter Freiheit verstehen, ist Tieren in
der sog. freien Natur fast gänzlich unbekannt. Dies hat zur
Folge, dass Tiere keine Vorstellung von Freiheit haben und sie
diese in Menschenobhut auch nicht vermissen. Alles, was ein wild
lebendes Tier tut, ordnet sich dem Zwang zur Selbsterhaltung und
Fortpflanzung unter. Das Leben der Tiere wird also geprägt durch
die Notwendigkeit, genügend Futter bzw. Beute und Wasser zu
finden, sich vor Feinden in Acht zu nehmen, ihre Reviere zu
verteidigen, Rangordnungskämpfe auszutragen, Geschlechtspartner
zu finden usw. Zudem müssen sie Reviergrenzen und feste Wege
(Wechsel) einhalten und Rangordnungen beachten. Wenn Tiere weite
Strecken zurücklegen, dann tun sie das nicht freiwillig, sondern
deshalb, weil sie anders nicht genug Nahrung finden, um
überleben zu können. Zur Fortpflanzung suchen sie oft Orte auf,
an denen drangvolle Enge herrscht (z. B. Robbenkolonien).
Häufig sind die beschriebenen Verhaltensweisen mit unangenehmen
Ereignissen verbunden. So kann es z. B. vorkommen, dass eine
Gepardenmutter nach mehrfach missglückter Jagd mitansehen muss,
wie ihr Nachwuchs verhungert, oder ein Zebra bei der Wanderung
zu neuen Weidegründen von einem im Fluss lauernden Krokodil
zerrissen wird oder ein Flusspferd schwere Verletzungen durch
einen Rangordnungskampf davonträgt. Nur ganz selten kann man
beobachten, dass wild lebende Tiere von jedem Stress befreit
sind und ruhig und entspannt ihr Dasein genießen.
Circustiere markieren ihr Gehege, verteidigen es gegen fremde
Menschen, die es betreten, fühlen sich, wenn sie aus ihrem
Gehege entwichen sind, ängstlich und unsicher und sind
erleichtert, wenn man sie wieder dorthin zurückgebracht hat.
Offensichtlich betrachten sie ihr Gehege als Eigenbezirk, als
Revier. Wenn sie in ihrem Gehege alles vorfinden, was sie für
ein tiergerechtes Leben brauchen, dann sind sie, wie H. Hediger
formulierte, keine „Gefangenen“, sondern „Haus- oder
Grundstückbesitzer“.
Quellen:
Siehe Broschüre „Theoretische
Grundlagen der Circustierhaltung" (Navigationsleiste rechts)!
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