Warum die Zirkusgegner nicht recht haben!
Teil 2: Das Ausweichmanöver
Im ersten Teil des Textes (Untertitel: "Die
unterdrückte Fragestellung") war davon die Rede, wie Tierrechtler die
entscheidende Frage beim Thema "Tiere im Zirkus" gezielt umgehen und
dadurch zu falschen Ergebnissen kommen. Im vorliegenden Teil wollen wir
darlegen, dass die Tierrechtler auch sonst keine überzeugenden Argumente
anführen können und sich deshalb zu einem Ausweichmanöver gezwungen
sehen. Im einzelnen kritisieren wir an den Argumenten der Tierrechtler
Folgendes:
Die Tierrechtsorganisation PETA erweckt in einem ihrer Propaganda-Videos
den Eindruck, dass die Zirkustiere als Jungtiere in Afrika eingefangen
würden. Im Zirkus würde dann ihr Wille mit brutaler Gewalt gebrochen.
Richtig ist, dass seit mehr als 30 Jahren kein wild gefangenes Tier mehr
in einen deutschen Zirkus gelangt ist. Fast alle Zirkustiere (außer ein
paar alten Elefanten) sind bereits in Zirkussen oder Zoos geboren worden
und leben dort schon seit vielen Generationen. Bei Tieren, die in
Menschenobhut geboren wurden bzw. schon sehr früh in Menschenobhut
kamen, muss keineswegs der Wille gebrochen werden. Sie wachsen von klein
auf in das Zirkusleben hinein und lernen spielerisch und mühelos.
Des weiteren schreibt PETA, dass es im Zirkus immer wieder zu Ausbrüchen
von Tieren komme. Es stellt sich die Frage, ob es sich bei diesen
Vorfällen überhaupt um Ausbrüche handelt.
Nach unserer Ansicht kann man nur dann von einem Ausbruch sprechen, wenn
ein Tier gewaltsam aus seinem Gehege flieht - mit dem Ziel, einem
unangenehmen Zustand zu entrinnen. Dies kommt in einem guten Zirkus
niemals vor!
Wenn ein Tier im Zirkus aus seinem Gehege entweicht, dann deshalb, weil
der Tierpfleger versehentlich die Tür offen gelassen hat oder weil die
Umzäunung nicht sorgfältig aufgebaut worden ist. Die Antriebskraft für
dieses Verhalten ist die Neugierde bzw. der Spieltrieb der Tiere. In der
Regel fühlen sich die Tiere in der ungewohnten Umgebung nicht wohl, sie
sind ängstlich und unsicher. Und sie sind erleichtert, wenn der
Tierlehrer sie wieder in ihr normales Territorium zurückgebracht hat.
Als "Ausbruch" kann man ein solches Ereignis wohl kaum bezeichnen!
Die Tierdarbietungen im Zirkus beruhen keineswegs auf brutalem Zwang,
wie die Tierrechtler behaupten, sondern auf einem innigen
Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier. Wäre dies anders, könnten
Menschen und Tiere niemals hautnah miteinander Kontakt haben. Man denke
nur an folgende Szenen: Mehrere Tiger legen sich auf ihren Tierlehrer,
ein Schwarzer Panther springt von einem Postamt auf den Rücken seines
Tierlehrers und dann weiter auf das nächste Postament, ein Elefant
schreitet über seinen am Boden liegenden Tierlehrer hinweg. Wer jemals
den Raubtierlehrer Martin Lacey jr. bei den Proben beobachtet hat, wird
nicht mehr daran zweifeln, dass die Ausbildung in der Manege für die
Tiere eine wohltuende Maßnahme ist, die ihre physische und psychische
Fitness fördert.
Die von Tierrechtlern ständig wiederholte Behauptung, dass Elefanten im
Zirkus nur die Hälfte ihrer natürlichen Lebenserwartung erreichen, ist
nachweislich falsch. Sie trifft weder für Asiatische noch für
Afrikanische Elefanten zu. Nach den Recherchen und Berechnungen des
Aktionsbündnisses sterben Asiatische Elefanten im Zirkus
durchschnittlich in einem Alter von 40,7 Jahren. Das durchschnittliche
Sterbealter Asiatischer Elefanten in freier Wildbahn beträgt dagegen nur
31 bis 35 Jahre. Die hohe durchschnittliche Lebenserwartung der
Zirkuselefanten zeigt, dass die Tiere mit den Lebensbedingungen im
Zirkus sehr gut zurechtkommen.
Auch die Aussage, dass Zirkustiere einen Großteil ihres Lebens in engen
Transportgefährten verbringen, kann nicht unwidersprochen bleiben. Jeder
Zirkusbesucher weiß, dass den Tieren große und strukturierte Freigehege
zur Verfügung stehen, in denen sie sich während des größten Teils des
Tages aufhalten können (siehe erster Teil des Texts).
Ebenso gehört es ins Reich der Legenden, dass die Tiere unter den
Transporten von Stadt zu Stadt leiden. Ein Zirkus-Elefant steigt so
selbstverständlich in seinen Transportwagen ein wie ein Hund in das Auto
seines Herrchens. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Tiere von
klein auf an die Transporte gewöhnt sind. Kürzlich durchgeführte Studien
des Freiburger Verhaltensforschers Immanuel Birmelin bestätigen
eindrucksvoll diese Beobachtung. Birmelin untersuchte die Konzentration
des Stresshormons Cortisol im Speichel von Zirkustieren und fand dabei
heraus, dass Löwen und Elefanten durch die Transporte offensichtlich
nicht gestresst werden (siehe erster Teil des Textes).
Da die biologischen oder tiermedizinischen Argumente gegen
(Wild-)Tierhaltung im Zirkus - wie wir gesehen haben - leicht
widerlegbar sind, stellen die Tierrechtler zunehmend nicht-biologische
Aspekte in den Vordergrund ihrer Propaganda und versuchen so, über die
Schwächen ihrer Argumentation hinwegzutäuschen. Worin besteht nun dieses
Ausweichmanöver?
Zum einen werden die Tiere in abstruser Weise vermenschlicht, indem man
ihnen ein Bedürfnis nach Freiheit unterstellt, das im Zirkus brutal
unterdrückt werde. Zweifellos haben Tiere viele Bedürfnisse, und ein
verantwortungsvoller Tierhalter muss dafür Sorge tragen, dass die Tiere
diese Bedürfnisse befriedigen können. Doch haben Tiere wirklich ein
Bedürfnis nach Freiheit? Wir wagen das zu bezweifeln. "Freiheit" ist ein
von Menschen und für Menschen gemachter Begriff, der nach unserer
Ansicht nicht dazu geeignet ist, die Erlebniswelt von Tieren zu
beschreiben.
Zum andern verschiebt man die Diskussion auf weltanschauliches bzw.
ideologisches Terrain. Unbesehen wird das Klassenkampfvokabular
vergangener Zeiten auf das Tier-Mensch-Verhältnis im Zirkus übertragen.
Da werden Forderungen laut wie "Schluss mit der Tierausbeutung im
Zirkus" oder "Tiere sind kein Kapital". Doch weltanschauliche Erwägungen
dieser Art sind keine ausreichende Grundlage für gesetzliche
Tierhaltungsverbote. Es darf in einem freiheitlichen Rechtsstaat nicht
sein, dass eine Weltanschauung, in diesem Fall die Tierrechtsideologie,
per Gesetz verordnet wird. In solchen Fragen muss Glaubensfreiheit
herrschen.
Das Aktionsbündnis "Tiere gehören zum Circus" fordert deshalb die
Politiker der GRÜNEN und der SPD nachdrücklich dazu auf, die
Argumentation der Tierrechtler kritisch zu hinterfragen, sich von der
Strategie des Verschweigens bzw. Ausweichens nicht täuschen zu lassen,
die wahren Verhältnisse in seriösen Zirkusunternehmen endlich zur
Kenntnis zu nehmen und sich von den politischen Forderungen der
Zirkusgegner zu distanzieren.
Dirk Candidus (August 2015)
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